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Wildbestände in Brandenburgs Wäldern gehen dramatisch zurück

Zwischenbilanz der Drückjagdsaison: Jäger machen im Vergleich zu den Vorjahren regional über 90 Prozent weniger Beute. Der seit 10 Jahren erkennbare Trend von deutlich sinkenden Wildstrecken verschärft sich.

(Michendorf, 7. Dezember 2022) Die Herbst- und Wintermonate sind die Zeit der groß angelegten Drückjagden. Vielerorts verzeichnet die Jägerschaft in den letzten Wochen jedoch Rückgänge bei
der Jagdstrecke von teilweise über 90 Prozent. Dies spiegelt eine ganze Reihe von Jagden im gesamten Land Brandenburg wider. In der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf, Revier
Vietmannsdorf kamen über 50 Jäger von einer groß angelegten Drückjagd des Landesbetriebes Forst ganz ohne Beute zurück.

„Offenbar verstärkt sich der bereits in den letzten zehn Jahren aus den Jagdberichten der Landesregierung erkennbare Trend zurückgehender Wildbestände und dadurch ebenfalls rückläufiger Streckenzahlen in Brandenburg deutlich“, sagt Dr. Dirk- Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg (LJVB). Ein Blick auf die Jahresstatistiken zeigt: im Jagdjahr 2012/13 wurden in Brandenburg noch 73.875 Rehe erlegt, im vergangenen Jagdjahr 2021/22 ist die Strecke mit 52.551 erlegten Tieren um bereits 28 Prozent zurückgegangen. Ein ähnlich deutlicher Rückgang wird beim Rotwild verzeichnet – der größten in Brandenburg heimischen Wildart. Waren es 2012/13 noch 9.964 erlegte Tiere, sind es im vergangenen Jahr nur noch 7.044 – ein Rückgang um 29 Prozent.

Ursachen für die Rückgänge sind die in den vergangenen Jahren intensivierte Bejagung sowohl auf Reh, Hirsch & Co. zur Sicherung und Unterstützung des Waldumbaus, als auch auf Wildschweine in Anbetracht der sich weiter ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest (ASP). „Die Jägerschaft hat ihre Verantwortung erkannt und wahrgenommen. Die Zahl der erlegten Rehe, Hirsche und Wildschweine übersteigt inzwischen das Kompensationsvermögen der vorhandenen Wildbestände, so dass sich die Bestände verringern“, erläutert Kai Hamann, Geschäftsführer des LJVB. Zudem dezimieren die in Brandenburg inzwischen zahlreichen Wölfe ebenfalls die Bestände ihrer Hauptbeute – Reh, Rot- und Damwild sowie Schwarzwild. Brandenburg hat mit über 900 bestätigten Individuen die weltweit höchste Wolfsdichte.

Besonders im Hinblick auf die weiter anwachsenden Wolfsbestände sieht der LJVB den Rückgang der Wildbestände mit Sorge, denn die wichtigste Voraussetzung für eine konfliktarme Koexistenz zwischen Menschen und Wolf in einer dicht besiedelten Landschaft ist ein ausreichendes Vorkommen an Beutetieren für die Wölfe. Der deutliche Rückgang der Schalenwildbestände spiegelt sich auch in der aktuellen Nutztierrissstatistik aus dem vergangenen Jahr wider – die Risszahlen sind von 864 auf 1173 Nutztieren um 35 Prozent zum Vorjahr gestiegen.

Der LJVB fordert deshalb eine Neubewertung der Wildbestandssituation in Brandenburg und die Rückkehr zu einer nachhaltigen Bejagung des Schalenwildes. „Passen wir jetzt nicht auf, werden unsere Kinder nur noch selten Rehwild auf Brandenburgs Wiesen beobachten können“, sagt LJVB- Geschäftsführer Kai Hamann.