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Waldumbau mit der Abrissbirne

Während der Landesrechnungshof wiederholt die Missstände beim Waldumbau stark kritisiert und das MLUK selbst fehlendes Saatgut beklagt, reißt der Landesbetrieb Forst eine der größten Forstbaumschulen Brandenburgs ab. LJVB fordert dringend ein Umdenken in der Forst- und Jagdpolitik.

(Michendorf, 3. Januar 2025) Der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) kritisiert die aktuellen Entwicklungen im Bereich des Waldumbaus in Brandenburg scharf. Der Landesrechnungshof hat in seinem Abschlussbericht 2024 erneut auf die dramatischen Defizite bei der Umsetzung des Waldumbaus hingewiesen.

„Es ist ein starkes Zeichen der Fehlplanung und Ineffizienz, dass weniger als ein Fünftel der vorgesehenen Waldflächen innerhalb von elf Jahren umgebaut wurde“, erklärt Dr. Dirk- Henner Wellershoff, Präsident des LJVB. Die Stellungnahme des MLUK, in der das Ministerium das Fehlen von Saatgut als Ursache für den Mangel an Waldumbau angibt, erscheint vor dem Hintergrund des aktuellen Abrisses der ehemaligen Forstbaumschule Eichhorst im Landkreis Barnim besonders widersprüchlich.

„Es ist ein unverzeihlicher Widerspruch, eine der größten Forstbaumschulen des Landes abzureißen, während gleichzeitig die mangelnde Verfügbarkeit von Saatgut als Ursache für den stagnierenden Waldumbau genannt wird“, so Dr. Wellershoff weiter. „Baumschulen und die Produktion von jungen Forstpflanzen wären ein Schlüssel zum Erfolg des schnellen Waldumbaus. Wer nur auf Naturverjüngung setzt, benötigt Zeit und diese haben wir nicht mehr. Die Schließung oder der Abriss von Baumschulen in Brandenburg ist ein weiterer trauriger Beweis, dass im MLUK und im Landesforstbetrieb die entsprechende Fach- und Praxisahnung an den entscheidenden Positionen fehlt“.

Inmitten dieser Missstände muss wieder einmal die Jagdpolitik des Landesforstbetriebs zunehmend hinterfragt werden. Die Wildbestände sind in Brandenburg dramatisch zurückgegangen. Zum einen sind dafür die über 1.000 Wölfe aber auch die übertriebene, kosten- und störungsintensive Jagd des Landesforstbetriebes verantwortlich. „Trotz der rückläufigen Schalenwildbestände wird der Druck auf die Wildtiere weiter erhöht, statt gezielte und nachhaltige Maßnahmen zur Förderung des Waldumbaus und des Wildtiermanagements zu ergreifen“, sagt Dr. Wellershoff.

Der Brandenburger Landesjagdverband fordert dringend ein Umdenken in der Forst- und Jagdpolitik. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik und der Landesforstbetrieb die Verantwortung für den Waldumbau und die Wildbestände in Brandenburg ernst nehmen. Der Weg der Abrissbirne und der untauglichen Jagdstrategien führt offensichtlich zu keinem Ziel“, betont Dr. Wellershoff.

Es braucht jetzt zum einen die Trennung der obersten Jagd- und Forstbehörde sowie eine personelle Neubesetzung und zum anderen braucht der durch missglückte Reformen und fehlende Führung demotivierte Landesforstbetrieb endlich mehr Personal, Anreize für die Belegschaft und die Berechtigung für den Waldumbau zu investieren. Der Jagddruck und die immensen Kosten für erfolglose Jagden müssen endlich reduziert werden. Dafür empfiehlt der LJVB sinnvoll angelegte und großflächige Wildruhezonen, alternative Nahrungsangebote für Wildtiere und eine „Brennpunktbejagung“ an Verjüngungsflächen. Zudem muss beim Waldumbau in Brandenburg vermehrt auf die gezielte Pflanzung oder Saat gesetzt werden, so wie man bereits vor Jahren gute Ziele erreichen konnte.