Die neue Wolfsgeneration ist da
Brandenburger Jäger rechnen mit einem Zuwachs von bis zu 30 Prozent des derzeitigen Bestandes. Sie erwarten eine Zunahme von Nutztierrissen und Wolfsbegegnungen. Ein erwachsener Wolf benötigt mehrere Kilogramm Fleisch pro Tag. Wurden Welpen geboren, steigt der Nahrungsbedarf des Rudels täglich.
Michendorf, 22.06.2016. Derzeit säugen die Wölfinnen ihre Jungen in störungsarmen Höhlen. Nach einer Tragzeit von 62 bis 64 Tagen brachten sie von April bis Mai vier bis sechs Welpen zur Welt.
Für das Wolfsjahr 2015/16 bestätigt das Agrar- und Umweltministerium auf seiner Internetseite 45 Welpen. Im Wolfsjahr 2014/15 waren es noch 41. Mit Prognosen für dieses Jahr hält man sich bisher allerdings zurück. „Wir rechnen jedoch mit einer Zunahme“, erklärt Pressesprecher Jens Uwe Schade.
„Insbesondere Schafe und Nutztiere im Gatter sind eine leichte Beute für den Wolf, wenn sie nicht ausreichend geschützt sind. Wenn Isegrim einmal Erfolg hatte, kommt er mit großer Wahrscheinlichkeit wieder. Dieses Erfahrungswissen wird von den Elterntieren an die Nachkommen weitergegeben.“, so Robert Franck, Wolfsbeauftragter des Landesjagdverbandes Brandenburg (LJVB).
„Wer eins und eins zusammenzählen kann, ahnt, dass Begegnungen mit Wölfen zunehmen werden. Da kann niemand ausschließen, dass es zu Missverständnissen kommt, die eine direkte Konfrontation zur Folge haben, wie Anfang des Jahres in Niedersachsen geschehen. In Skandinavien reibt man sich verwundert die Augen, mit welcher Naivität bei uns zum Teil die Ausbreitung der Wölfe beklatscht wird. Denn für Fachleute steht fest, dass Wölfe, die die Scheu vor Menschen verlieren, früher oder später zum Problem werden können“, konkretisiert Udo Appenzeller, Präsidiumsmitglied des LJVB.
Die in Brandenburg lebenden Wölfe ernähren sich hauptsächlich von Rehwild, Rotwild, Damwild und Wildschweinen.
Aktuell sprechen die Verantwortlichen im Land von 23 Vorkommensgebieten und drei Suchräumen. Im Zeitraum von 01.05.2015 bis 30.04.2016 wird von offizieller Seite die Zahl der in Brandenburg lebenden Wölfe auf 125-140 geschätzt. „Ob dies die gesamte Population umfasst, ist mehr als ungewiss. Viele Landbewohner zweifeln die offiziellen Zahlen inzwischen an. In den vergangenen Jahren hat allein in meiner unmittelbaren Umgebung die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere dramatisch zugenommen. Der Wolf wird seine Akzeptanz in der Bevölkerung auffressen, wenn sein Bestand weiter unkontrolliert wächst “, so Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des LJVB.
Die Populationsdynamik des Wolfes ist rasant. Diese Entwicklung bedroht nicht nur Viehhalter, sondern mittelfristig auch die Jagd als nachhaltige Nutzung natürlicher Wildressourcen. Die aktuelle Entwicklung der Wolfsbestände macht eine Senkung des Schutzstatus notwendig.
Der LJVB und die Landesregierung kooperieren beim Thema Wolf. Grundlage ist das gemeinsame Ziel, zu einem möglichst umfassenden Wissen über die Verbreitung und Populationsstruktur in Brandenburg zu gelangen. Ein wichtiger Teil der Vereinbarung ist das gemeinsame Bemühen um aussagekräftige Informationen über den Erhaltungszustand und den Populationstrend des Wolfes. Sie sind die Voraussetzung für einen sachlichen Umgang mit dem Thema. Deshalb unterstützt der LJVB das Monitoring-Programm des Landes Brandenburg mit Schulungen zu Wolfskundigen. Die über das ganze Land verteilten Wolfskundigen sind Ansprechpartner vor Ort.