NABU verbreitet plumpe Antijagd-Ideologie
Gastbeitrag von sogenanntem Jagdexperten in der taz.die tageszeitung vom 26.07.2014
Unter dem Titel "Anachronistische Jagdprivilegien" stelle der NABU im Rahmen eines Gastbeitrags in der Tageszeitung taz.die tageszeitung vom 26.07.2014 die Jagd in ihrer bewährten Form in Frage und schreckt dabei auch vor Etikettenschwindel im Namen des Naturschutzes nicht zurück.
Der Landesjagdverband Brandenburg e.V. bemühte sich daraufhin ebenfalls um einen Gastbeitrag, der unsere Sicht der Dinge verdeutlicht. Leider wurde der Beitrag mit dem Hinweis "bekannte Positionen" abgelehnt. Dies bedauern wir sehr.
Nachfolgend kann die Stellungnahme des LJVB eingesehen werden. Sie wurde auch als Leserbrief an die taz.die tageszeitung verschickt.
Aufklärung statt Antijagd-Ideologie
Eine breite Mehrheit von 80 Prozent der Deutschen steht einer aktuellen Umfrage zufolge der Jagd positiv gegenüber und ist davon überzeugt, dass sie notwendig ist, um den Wildbestand zu regulieren sowie Wildschäden in Wald und Feld zu begrenzen. Dass Jäger die Natur lieben, davon sind fast 90 Prozent der Bundesbürger überzeugt. Hierzulande wird nachhaltig im Rahmen eines praxisnahen Naturschutzes gejagt. Das zahlt sich auch in hohen Zustimmungsraten aus.
Nachhaltig bedeutet dabei, dass nur so viele Tiere erlegt werden, wie langfristig nachkommen. Darüber hinaus übernehmen Jäger umfangreiche Schutz- und Hegemaßnahmen, die sie in der Regel selbst finanzieren. So zum Beispiel legen Weidleute jedes Jahr Hecken an, die zusammen so lang sind wie die Chinesische Mauer. Davon profitieren nicht nur jagdbare Arten, sondern auch Insekten, Bodenbrüter, Lurche und andere Tiere. Nicht ohne Grund sind die Jagdverbände in Deutschland anerkannte Naturschutzverbände.
Dennoch scheint die Nutzung der natürlichen Ressource „Wild“ einzelnen um Aufmerksamkeit buhlenden Organisationen ethisch bedenklich, obschon mehr Bio kaum möglich ist und das Wild bis zu seiner Erlegung ein freies Leben führen durfte. Regelmäßig wird in diesem Zuge von sogenannten Experten die Jagd mal mehr oder weniger grundsätzlich infrage gestellt, mit wechselnden Argumenten. Diesmal vom NABU mit Hinweis darauf, sie sei nicht geeignet, den Wildbestand angemessen zu regulieren, schließlich blieben die steigenden Abschusszahlen von Wildschweinen und Rehen ohne nennenswerten Einfluss auf deren Populationsentwicklung.
Wahr ist, dass die Wildschwein- und Rehpopulation in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts gestiegen ist, während Hasen und Rebhühner an Zahl abnahmen. Die Gründe hierfür bestehen jedoch nicht in einer vermeintlich fehlgeleiteten Jagdausübung sondern in veränderten Nutzungsformen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Sie bieten einzelnen Arten Nahrung im Überfluss sowie Versteckmöglichkeiten, die es ihnen erlauben, sich bis zur Ernte weitgehend der Bejagung zu entziehen. Auf diese Weise erreichen zum Beispiel Wildschweine immense Reproduktionsraten, während sich Rebhühner und Hasen mit diesen Bedingungen schwertun.
Bliebe unter den gegebenen Umständen die Jagd, wie vom NABU gefordert, auf die Zeit zwischen September und Dezember beschränkt, stiegen die Wildschäden auf ein Maß, das die Existenz vieler Land- und Forstwirte bedrohen würde. Setzte man gar die Bejagung von Füchsen und Waschbären aus, gerieten einheimische Niederwildarten, wie Fasan, Rebhuhn und Hase noch stärker unter Druck. Es bestünde die Gefahr, dass diese verdrängt würden. Die Vielfalt der Arten in unserer Kulturlandschaft würde abnehmen – in der Konsequenz eine seltsame Vorstellung von Naturschutz, die der NABU offenbart.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage des Umdenkens hin zu einer stärker an Biodiversität ausgerichteten Landwirtschaft, die sowohl den einheimischen Wildarten eine verlässliche Lebensgrundlage bietet als auch deren Regulierung durch Bejagung ermöglicht.
Stattdessen steht die Jagd in ihrer bewährten Form am Pranger. Handelt es sich dabei um Unkenntnis oder denkt der NABU mit einer emotionalen Kampagne die Spendenbereitschaft gutgläubiger Naturfreunde für sich nutzen zu können?
Spekuliert die Organisation auf die zunehmende Naturentfremdung derer, die die Natur für ein zerbrechliches Gebilde halten, das man am besten nicht betritt, die aber den Raubbau an Ressourcen nicht sehen wollen, der von der Konsumlust unserer Mehrheitsgesellschaft täglich forciert wird?
Hier ist Aufklärungsarbeit gefragt. Denn wir alle leben in und mit der Natur. Sie bietet alles, was wir benötigen, wir müssen nur verantwortungsvoll mit ihr umgehen. Nicht mehr zu nutzen als nachwächst, das ist Naturschutz!
Aufklärung bedeutet auch, auf den Etikettenschwindel hinzuweisen, den der NABU im Namen des Naturschutzes betreibt. Der Verband lehnt in seinem Positionspapier die Verwendung von Fallen im Rahmen der Jagdausübung ab. Verwendet aber in eigenen Naturschutzprojekten Fallen unter der Bezeichnung des „Prädatorenmanagements“. Wie passt das zusammen?
Falschverstandene Tierliebe zeigt sich auch auf dem Gebiet des Rechts. Die Bestrebungen des NABU, das Wild aus dem Jagdgesetz herauszulösen und unter das Naturschutzgesetz zu stellen, klingen nur im ersten Moment zustimmungsfähig, führen jedoch sachlich betrachtet in die Irre. Denn prinzipiell sind alle wilden Tiere und Haustiere durch das Tierschutzgesetz geschützt. Wild unterliegt zudem nach dem Bundesjagdgesetz weiteren Schutzbestimmungen, zum Beispiel der Artenschutzverordnung und der Bundeswildschutzverordnung. Während nach Naturschutzrecht das Töten von Tieren mit Ausnahme bedrohter Arten und in Schutzgebieten als Ordnungswidrigkeit verfolgt wird, stellt das Jagdrecht unsere Wildtiere unter einen sehr viel strengeren Schutz: Das Jagdrecht bestimmt, dass das unrechtmäßige Nachstellen, Fangen und Erlegen von Wild als Wilderei gilt. Und Wilderei wird als Straftat verfolgt.
Aufklärung ist der wirkungsvollste Naturschutz. Hier gibt es noch viel zu tun, auch und gerade für uns Jäger.
Udo Appenzeller
Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes Brandenburg e. V.