Bethe: „Novellierung des Landesjagdgesetzes nicht notwendig!“
In seiner jährlichen Rede an die Mitglieder erläutert Präsident Dr. Wolfgang Bethe wichtige Standpunkte des Verbandes. Hier die Rede im Wortlaut.
Liebe Weidgenossinnen und Weidgenossen,
für das Neue Jahr wünsche ich Ihnen im Namen des Präsidiums und der Geschäftsstelle des Landesjagdverbandes Brandenburg e.V. alles Gute, Gesundheit und viele schöne Stunden im Revier.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, all jenen sehr herzlich zu danken, die sich in ihrer Freizeit für die Jagd und den Verband in den unterschiedlichsten Funktionen und Ämtern einsetzen. Ohne Sie wäre die Arbeit des Verbandes nicht denkbar.
Das Jahr 2014 bringt einige Herausforderungen. Über ein so genanntes Artikelgesetz soll eine Ermächtigungsgrundlage für den zuständigen Minister geschaffen werden, die ihm erlaubt, die Jagdzeitenverordnung ohne Beteiligung des Parlamentes zu ändern. Auf diesem Weg soll die Jagdzeitverlängerung für den Rehbock erreicht werden. Wie schon mehrfach betont, sind wir gegen eine solche Verlängerung, solange nicht gesichert ist, dass ein entsprechendes Geschlechterverhältnis von weiblichem und männlichem Wild gesichert wird. Andernfalls droht ein überproportionaler Abschuss von Böcken, was hinsichtlich der Bestandsentwicklung absolut kontraproduktiv wäre.
Darüber hinaus soll das Landesjagdgesetz insgesamt novelliert werden. Hintergrund sind teils sprachliche, teils inhaltliche Anpassungen. Aus unserer Sicht ist dies nicht notwendig. Unser Landesjagdgesetz bildet einen Rahmen, in dem wir gut und ohne allzu einschneidende Einschränkungen unseren Aufgaben gerecht werden können. Daher spricht sich der Landesjagdverband gegen eine Änderung des Gesetzes aus. Dies haben wir auch auf den Sitzungen des Landesjagdbeirates im September und Dezember deutlich gemacht. Der Landesbauernverband und die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer schlossen sich dieser Haltung an. Wir werden die Entwicklung begleiten und unsere Position weiterhin deutlich machen.
Auch der Wolf wird uns weiterhin beschäftigen. Im vergangenen Jahr konnten wir erneut zahlreiche Wolfskundige ausbilden. Inzwischen haben über 70 Jägerinnen und Jäger an unseren Schulungen teilgenommen. Sie sind in der Lage, Wolfshinweise den so genannten SCALP-Kriterien entsprechend aufzunehmen. Daher meine eindringliche Bitte: Sollten Sie in Ihrem Revier Hinweise auf den Wolf entdecken, melden Sie dies einem Wolfskundigen. Die Kontaktdaten erhalten Sie bei Ihrem KJV/JV oder in unserer Geschäftsstelle. Nur so können wir sicherstellen, dass Ihre Beobachtungen in das offizielle Monitoring des Landes eingehen, und wir realistische Zahlen über das Wolfsvorkommen und die Verbreitung in Brandenburg erhalten.
Wie Ihnen aus den Jagdmedien vielleicht bekannt ist, gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Landesjagdverband Schleswig-Holstein und dem DJV. Dr. Klaus-Hinnerk Baasch, Präsident des LJV-SH, hatte angekündigt, seine Aufgabenbereiche im DJV nicht mehr wahrzunehmen. Er begründete dies damit, „dass es seitens des DJV, der Geschäftsstelle und auch der Delegiertenversammlung keinerlei Solidarität und Vertrauen als Basis für eine solche Arbeit“ gebe. Im Oktober fand eine Sondersitzung des DJV-Präsidiums und des Präsidiums des LJV-SH statt. Allen Gerüchten zum Trotz betonte das Präsidium des LJV einstimmig, dass ein starker DJV nötig sei und es keinerlei Bestrebungen gebe, aus dem DJV auszutreten. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des LJV-Schleswig-Holstein, dem DJV und einigen LJVs wird sich nun um die Ausräumung der Meinungsverschiedenheiten kümmern.
Im Jahre 2014 wird die Studie „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI) abgeschlossen werden. Es wurde der Einfluss von Metallen aus Jagdmunition auf die Fleischqualität untersucht. Egal, wie die wissenschaftlichen Ergebnisse ausfallen: Die Diskussionen rund um die Problematik „bleifrei“ hat zu einer Beschleunigung der Entwicklung auf dem Markt bleifreier Büchsengeschosse geführt. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen aber auch, dass nicht alle auf dem Markt befindlichen Geschosse für jagdliche Verwendungen geeignet sind. Deshalb müssen Wege gefunden werden, wie wir Jäger uns über die jagdliche Eignung fernab von Werbeparolen informieren können. Denkbar wäre beispielsweise eine Kennzeichnungspflicht auf der Packung, die nach objektiven Maßstäben angibt, für welche jagdlichen Situationen das Geschoss im entsprechenden Kaliber weidgerecht einsetzbar ist. So könnte jeder Jäger eine bewusste Auswahl treffen.
Aus unserer Geschäftsstelle gibt es Neuigkeiten zu berichten. Zunächst freue ich mich, Stephan Elison als neuen Mitarbeiter begrüßen zu dürfen. Herr Elison hat Anfang Dezember die Nachfolge von Frau Brefka angetreten. Aufgrund interner Arbeitsumverteilungen möchten wir die Öffentlichkeitsarbeit stärken. Hierfür haben wir mit dem langjährigen Journalisten und ehemaligen Vorsitzenden des JV Nauen einen Experten gewonnen, der den Verband sowie die Jagd in Brandenburg detailliert kennt.
Darüber hinaus wird uns Frau Salomon nach 23 Jahren Tätigkeit für den Verband verlassen und in den wohl verdienten Ruhestand wechseln. Vielen von Ihnen wird zumindest ihre Stimme bekannt sein, denn so gut wie alle Anrufe gingen zunächst bei ihr ein. Mit ihrer freundlichen Art, ihrer Zuverlässigkeit sowie ihrem Einsatz zum Wohle der Mitglieder hat sie entscheidend zum Erfolg des Verbandes beigetragen. Dafür danke ich ihr im Namen des ganzen Verbandes sehr herzlich und wünsche Ihr alles Gute für die nun hoffentlich etwas ruhigeren Jahre.
Das Präsidium wünscht ihnen für 2014 persönliches Wohlergehen und natürlich kräftiges Weidmannsheil.
Ihr Wolfgang Bethe