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Wo gehobelt wird, da fallen Späne

Wie ein Lernort-Natur-Seminar funktioniert oder was ein Volontär mit Handwerk zu tun hat.

Berlin, 01. September 2015. Sägespäne wirbeln durch die Luft, es riecht nach frischem Holz, Werkzeuge liegen gut sortiert und griffbereit auf der Arbeitsbank: In der Werkstatt des Lernort-Natur-Seminars zum Thema Holzhandwerk herrscht reges Treiben. Freundlich werde ich von den Leitern Wolfgang Ritzke und Axel Gräper empfangen. Es ist mein erstes Lernort-Natur-Training und Teil eines umfangreichen Weiter- und Ausbildungsangebots des Deutschen Jagdverbandes (DJV).

Ein Wochenende lang können sich Interessierte unter fachlicher Leitung handwerklich weiterbilden. Ziel der Seminare ist der versierte Umgang mit Werkstoffen, aber auch das Erlangen pädagogischer Kompetenzen. Schließlich sollen die Teilnehmer das Erlernte zukünftig selbst an Kinder vermitteln können.

Acht Teilnehmer haben sich in der Werkstatt nahe der beschaulichen Stadt Goslar in Niedersachsen eingefunden: Erfahrene Jäger und Naturinteressierte, sie alle sind mit dem Herzen dabei.
Für den 3-tägigen Kurs stehen zwei verschiedene Projekte an. Eine Holz-Räuchertonne oder eine traditionelle Holz-Schnitzbank können für eine spätere, eigene Verwendung gebaut werden.

Obwohl mich die Räuchertonne sehr interessiert, entscheide ich mich für die Holzschnitzbank, die ich aus meinen Kindestagen kenne. Damals stand sie im Hof meiner Großeltern. Zurückversetzt in frühere Zeiten, sehe ich mich bereits am Schnitzen von Holzmessern, Pfeil und Bogen. Die weiteren Arbeitsschritte sind besprochen und Werkzeuge wie Materialien vorbereitet, es geht direkt ans Werk.

Den wachsamen Augen von Wolfgang Ritzke entgeht nichts. Hier gibt er Rat, dort legt er selbst Hand an, hilft aus und erklärt. Alle hören aufmerksam zu und versuchen die Ratschläge umzusetzen. Es ist ein engagiertes Arbeiten und ein entspanntes Miteinander.

Erika Ritzke, die Frau von Seminarleiter Wolfgang, bereitet derweil das Mittagessen für die Seminarteilnehmer vor. Nach einem ausführlichen Frühstück und frischen Snacks zwischendurch, folgt ein opulentes Mittagsmenü, bestehend aus Wildbratwürstchen, Bucheckerfrikadellen, Käse-Kräuterchips und selbst gemachten Kräuterdips. Allein der Duft der zubereiteten Speisen zieht die Naturpädagogen aus der Werkstatt an den liebevoll dekorierten Mittagstisch. Hier ist alles Natur! Es wird gegessen, gefachsimpelt und die nächsten Arbeitsgänge werden besprochen.

Ich nutze die kurze Pause und spreche mit den Seminarteilnehmern über ihre Ziele:

Wilhelm Winter (59)

Wilhelm Winter ist seit zehn Jahren Jagdscheininhaber und seit 8 Jahren Pädagoge für Lernort Natur und bis zu 60mal im Jahr im Einsatz mit der rollenden Waldschule. „Es geht um das Erlernen von handwerklichen Grundlagen. Mit Kindern einen Brutkasten zu bauen und anschließend die Vögel beim Beziehen der Nisthilfe zu beobachten, soll Teil meiner nächsten Projekte sein“, erklärt Wilhelm Winter. „Wenn Kinder sehen können, wie Natur funktioniert und mit Freude und Begeisterung einen Teil zu deren Erhalt beitragen, ist dies eine große Genugtuung für mich.“

Martin Meschede (49)

Martin Meschede ist Hegeringsleiter und zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. „Alles was ich hier erlerne, setzte ich in meinen Projekten mit Kindern und Interessierten um. Ob Insektenhotel, Holzräucherofen, Hochsitz oder eine Holz-Saftpresse, ich zeige was man in der Natur alles erleben kann“, so Meschede. „Wenn Kinder dann auf dem selbstgebauten Hochsitz Tiere in freier Wildbahn beobachten können, ist das ein unvergessliches Erlebnis für mich und die Kinder.“

Seminarleiter Wolfgang Ritzke (67)

„Das Interesse und die Wünsche der Teilnehmer führen immer wieder zu neuen Seminarthemen. Heute ist das Insektenhotel beliebt, morgen die Holzsaftpresse. Stets machen wir uns Gedanken, mit welchen Themen und praktischen Arbeiten wir Seminarteilnehmer und Kinder gleichermaßen begeistern können.“

Sebastian Kapuhs
Volontär DJV-Pressestelle