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Generelles Verbot halbautomatischer Waffen verhindert keine Straftaten

LJVB-Präsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff wendet sich mit einem "offenen Brief" an die Öffentlichkeit und reagiert damit auf die Forderung des Vorsitzenden der Fraktion Bündnis90/ Grüne im Landtag Brandenburg, Axel Vogel, nach einem generellen Verbot halbautomatischer Waffen.

Sehr geehrter Herr Vogel,

in Ihrer Pressemeldung vom 25. Juli fordern Sie im Namen Ihrer Fraktion das generelle Verbot halbautomatischer Waffen. Als Begründung verweisen Sie auf die tragischenEreignisse in Paris, Orlando und München. Auch mich als Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg, der rund 9.600 Jägerinnen und Jäger und somit legale Waffenbesitzer vertritt, treibt die Sorge um die Sicherheit und den Schutz vor Straftaten mit terroristischem Hintergrund um. Die von Ihnen geforderten Maßnahmen gehen jedoch klar am Ziel vorbei. Ein generelles Verbot halbautomatischer Waffen oder die zentrale Lagerung von Waffen sorgt nicht für zusätzliche Sicherheit. Das eigentliche Ziel, die Terrorismusbekämpfung, wird damit nicht erreicht. Lassen Sie mich dies im Einzelnen näher ausführen.

 

Wirksame Maßnahmen statt politischer Aktionismus!

Die Waffengesetze in den USA entziehen sich unserer Einflussnahme. Fälle wie der Amoklauf von Orlando lassen daher keinerlei Rückschlüsse auf etwaige Gesetzeslücken in Deutschland oder Europa zu. Schauen wir uns daher die schrecklichen Anschläge von Paris und München genauer an. Wie Sie richtigerweise sagen, wurden in beiden Fällen halbautomatische Waffen verwendet. Allerdings wurden die grausamen Taten nicht mit legalen Waffen begangen. In beiden Fällen wurden mangelhaft zurückgebaute Waffen aus der Slowakei eingesetzt, die in Deutschland verboten sind. Genau hier liegt das eigentliche Problem, das sich aber nicht durch weitere Restriktionen innerhalb Deutschlands lösen lässt. Statt die lizensierten Waffenbesitzer in Deutschland zu traktieren, sollten Sie besser auf einheitliche, hohe europäische Standards hinwirken. Ein deutliches Plus an Sicherheit könnte nämlich erreicht werden, wenn die hohen Standards zur Deaktivierung von vollautomatischen Waffen zu Deko-Waffen und der Umbau in Salut- und Theaterwaffen, die in Italien, Großbritannien, Frankreich, Finnland und Deutschland gelten, grundsätzlich EU-weit umgesetzt werden. In den genannten Ländern wird durch die Kontrolle der Beschussämter gesichert, dass die umgebauten Waffen sich nicht mit einfachen Mitteln reaktivieren lassen. Solch eine Kontrolle fehlt in anderen Ländern wie zum Beispiel der Slowakei. Die Kommission hat es acht Jahre lang versäumt, eine Richtlinie zur Deaktivierung von Feuerwaffen zu verabschieden und durchzusetzen. Hieran sollten Sie arbeiten, statt legale Waffenbesitzer mit weiteren, sinnlosen bürokratischen Hürden zu belasten. Zusätzliche Verbote dienen keinem Sicherheitszweck, sondern befördern lediglich die Politikverdrossenheit. Bürokratische Restriktionen gegen legale Waffenbesitzer verhindern keinen Terror, denn Kriminelle und Terroristen beschaffen ihre Waffen auf dem illegalen Markt. Im Gegenteil: Für die Kontrolle und Umsetzung der von Ihnen geforderten Maßnahmen wird Personal benötigt. Personal, das dann bei der eigentlichen Terrorbekämpfung und Zerschlagung des illegalen Waffenmarktes fehlt.

Legale Halbautomaten stellen keine erhöhte Gefahr dar

Sehr geehrter Herr Vogel, wir würden es sehr begrüßen, mit Ihnen über wirkliche Verbesserungen in Sicherheitsfragen in einen konstruktiven Dialog zu treten. Die von Ihnen postulierte erhöhte Gefahr durch legale halbautomatische Waffen gibt es schlichtweg nicht. Dies hat auch die EU-Kommissarin Elzbieta Bienkowska im Juli festgestellt. Die Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum erklärte, dass lediglich von den bereits oben erwähnten, unzureichend umgebauten Waffen Gefahr ausgehe. Dieser Auffassung folgte auch der Bundestag, der am 8. Juli beschlossen hat, dass halbautomatische Waffen mit Wechselmagazinen weiterhin für die Jagd eingesetzt werden dürfen, sofern sie nur mit drei Schuss geladen werden.

In ihrer Pressemeldung behaupten Sie pauschal, „Jäger brauchen keine halbautomatischen Waffen.“ Ich frage mich, woraus Sie diese Gewissheit ableiten. Es gibt sehr wohl jagdliche Situationen, in denen halbautomatische Waffen sehr sinnvoll, wenn nicht sogar lebensrettend sein können. Wären die halbautomatischen legalen Waffen ein Sicherheitsrisiko, würde ich Ihnen sofort zustimmen und mich für deren Verbot einsetzen. So aber ist Ihre Forderung nach einer Verschärfung des Waffenrechts reine Placebo-Politik zu Lasten unbescholtener Bürgern.

Sehr geehrter Herr Vogel, ich lade Sie herzlich ein, gemeinsam mit uns einen Schießstand zu besuchen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Ihnen die Funktionsweise der verschiedenen bei der Jagd eingesetzten Waffentypen zeigen und erläutern dürften. Ich bin überzeugt, dass dies erheblich zur Versachlichung der Debatte beitragen kann. Und ich bin auch überzeugt, dass gerade in so angespannten und emotional aufgeladenen Zeiten Sachlichkeit ganz besonders wichtig ist.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Dirk-Henner Wellershoff
Präsident Landesjagdverband Brandenburg e.V.