Rebhuhnschutzprojekt in der Prignitz
Ein kooperatives Artenschutzprojekt in den Händen der Jägerschaft.
Die Station befindet sich seit 2022 in Händen des Jagdverbandes Pritzwalk e.V. (LJVB) unter der Leitung von Dr. Christine Müller. Hier sind alle Voraussetzungen erfüllt, um die monogamen Rebhuhnpaare in naturnahen Volieren artgerecht halten zu können. Aufgrund der hohen Volierenkapazität ist diese Station vorrangig prädestiniert für die Haltung autochthoner Elterntiere, welche aus der Station Merzen (Niedersachsen) bezogen werden. Zwei geschulte Mitarbeiter sind täglich zur Betreuung der Rebhuhnpaare vor Ort. Die Anlage umfasst ca. 1,7 Hektar, auf denen 35 Großvolieren (20-80 m²) und 19 Kindergärten (Rotlichtraum mit Auslauf, die auch zur Jungtieraufzucht genutzt werden können) Platz finden.
Anfang 2023 haben der Landesjagdverband Brandenburg e.V. und der Deutsche Jagdverband e.V. die Schirmherrschaft übernommen und finanzieren das Rebhuhnschutzprojekt.
In einer flächendeckenden kooperativen Zusammenarbeit zwischen den Jägerschaften dieses Rebhuhn-Schutzprojektes erhoffen sich alle teilnehmenden Partner, den Bestandsrückgang des Rebhuhnes in unserer Feldflur aufhalten zu können. Ziel ist die nachhaltige Bildung einer Rebhuhnpopulation, die sich selbst erhalten und reproduzieren kann. Ketten zur Auswilderung werden hierfür an Versuchsreviere abgegeben.
Voraussetzung für die Abgabe von Rebhühnern sind vorbereitende Maßnahmen. Hierzu gehören die aktive Biotopgestaltung zur Schaffung von Lebensräumen für das Rebhuhn (Blühflächen, Brachen, Hecken etc.), intensive Raubwildbejagung, der Bau einer Auswilderungsvoliere und die Kartierung im Frühjahr zur Überprüfung der Bestandsentwicklung.
Unser einheimisches Rebhuhn hat mittlerweile einen Populationsrückgang von über 90% seit 1980 zu verzeichnen und ist aus weiten Teilen unserer Landschaft bereits verschwunden [1]. Das Rebhuhn steht auf der Roten Liste und ist vom Auststerben bedroht [2].
Die natürlichen Biotope des Rebhuhns wurden durch Flurbereinigungsmaßnahmen und den landwirtschaftlichen Strukturwandel zunehmend eingeschränkt. Durch die Intensivierung des Ackerbaus mit immer größeren Schlägen sowie einer effizienteren Technik bei der Bearbeitung der Felder büßen unsere Landschaften grenzlinienreiche Strukturen ein, die den Lebens- und Nahrungsraum unseres Bodenbrüters darstellen.
Ein zweites Kernproblem stellt das fehlende Insektenvorkommen dar. Das Rebhuhn benötigt in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich tierisches Eiweiß in Form von Insekten. Durch den Pestizideinsatz in unserer Landwirtschaft bekommt die Etablierung von unbehandelten Flächen, wie Blüh- oder Ackerrandstreifen, Brachen und Wiesen, eine lebensnotwendige Bedeutung für das Rebhuhn. Nur hier befinden sich im Frühjahr die dringend benötigten Insekten für die Jungtiere vom Rebhuhn und anderen Feldhühnern [3].
Der rückläufige Rebhuhnbestand ist über dem hinaus einem zunehmenden Prädatorendruck geschuldet. Nicht nur der Fuchs als eines der Hauptprädatoren des Rebhuhns, sondern auch Neozoen wie Waschbär, Mink und Marderhund wirken sich negativ auf die Populationsdichte des Rebhuhns aus [4, 5].
Quellenverzeichnis:
[1] European Bird Census Council (2013)
[2] NABU (2021): Rote Liste der Brutvögel
[3] Meyer, S., K. Wesche, B.Krause und C. Leuschner (2013): Veränderungen in der Segetalflora in den letzten Jahrzehnten und mögliche Konsequenzen für Agrarvögel. In: Tagungsband Fachgespräch „Agrarvögel – ökologische Bewertungsgrundlage für Biodiversitätsziele in Ackerbaugebieten“.Julius-Kühn-Archiv 442: 64-78
[4] Tapper, S.C., G. R. Potts und M. H. Brockless (1996): The effect of an experimental reduction in predation pressure on the breeding success and population density of grey partridges Perdix perdix. J. Appl. Ecol. 33:965-978
[5] Langgemach, T. und J. Bellebaum (2005): Prädation und der Schutz bodenbrütender Vogelarten in Deutschland. Vogelwelt 126: 259-298
Die Rebhuhn-Station im Pritzwalker Hainholz wurde 2022 durch den Jagdverband Pritzwalk e.V. übernommen. Hier sind alle Voraussetzungen erfüllt, um die monogamen Rebhuhnpaare in naturnahen Volieren artgerecht halten zu können.
Zwei geschulte Mitarbeiter sind täglich zur Betreuung der Rebhuhnpaare vor Ort. Die Anlage umfasst ca. 1,7 Hektar, auf denen 35 Großvolieren (20-80 m²) und 19 „Kindergärten“ (Rotlichtraum mit Auslauf, die auch zur Jungtieraufzucht genutzt werden können) Platz finden.
In Kooperation mit der Landesjägerschaft Niedersachsen konnten wir einen Tierbestand aus autochthonen Rebhühnern aufbauen, um den Genpool in freier Wildbahn nicht zu verfälschen nach der Auswilderung [6].
Die Elternpaare legen ab April/Mai Eier, von denen die ersten 15-20 Eier eines jeden Paares gesammelt werden, um in den Brutapparaten oder unter Glucken der Jägerschaft Uelzen ausgebrütet zu werden.
Anschließend wird den Paaren in den großräumigen und strukturierten Naturvolieren die Gelegenheit zur Naturbrut gegeben.
[6]Reichelt, B. und A. Augustin, LJN (2019): Vorstellung des Projektes Lebensraumverbund Feldflur Niedersachsen (LVFN), Landesjagdbericht 2018/2019
Im Alter von 8-10 Wochen sind die Jungtiere ausreichend befiedert, um in die Auswilderungsvolieren verbracht zu werden. Diese stehen bereits in den beteiligten Revieren, in denen die Tiere sich an ihr neues Biotop gewöhnen sollen. Dies dauert ca. 4-8 Wochen. Anschließend werden die Jungtiere aus den Volieren ausgewildert. Die Auswilderungsvolieren sind bereits an den zukünftigen Lebensraum angepasst. Sie bieten Deckung durch Bewuchs, einen Huderplatz, Futter und Tränke sowie einen Schutzbereich vor Witterung.
Erfahrungsgemäß kommen die standorttreuen Feldhühner gern in den Bereich der Auswilderung zurück, weshalb Fütterungen im Winter vorrangig in deren Umgebung aufgestellt werden sollten.
Im Herbst werden die Ketten in die Freiheit entlassen. Jetzt heißt es die Tiere durch den Winter zu bekommen: Fütterungen und intensive Raubwildbejagung.
Um den Wirkungsgrad dieses Projektes darzulegen, wird eine wissenschaftliche Betreuung die Einflussfaktoren begleiten und dokumentieren. Eine jährliche Rebhuhnzählung soll den Auswilderungserfolg aufzeigen. Zudem soll eine transparente Evaluierung der Prädatorendichte vor und unter intensiver Fallenjagd durchgeführt werden sowie die umgesetzten Maßnahmen zur Biotopverbesserung in die Studie mit einfließen. Eine unabhängige wissenschaftliche Studie zur Beurteilung der Einflussmöglichkeiten beim Rebhuhnschutz ist geplant mit dem Thünen-Institut in Eberswalde im Bereich Brandenburg und dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Bereich Niedersachsen.
Da die Unterhaltung der Rebhuhnstation sehr kostenintensiv ist, sind wir über jede Unterstützung dankbar. Das Ausstellen einer Spendenquittung ist selbstverständlich – Name, Anschrift und Betrag bitte an die genannte Email senden.
Spendenkonto:
Kontoinhaber: Jagdverband Pritzwalk e.V.
Bank: Volks- und Raiffeisenbank Prignitz eG
IBAN: DE 12 1606 0122 0606 0143 21
BIC: GENODEF1PER
Dr. Christine Müller
Email: diemuellertini@web.de
Handy: 0162-605 15 29
Rebhuhnschutz-Beauftragte
Dr. Christine Müller
Email: diemuellertini@web.de
Handy: 0162-605 15 29
Landesjagdverband Brandenburg e.V.
Kai Hamann
hamann@ljv-brandenburg.de
03320521090