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Bisam und Nutria nehmen in Brandenburg deutlich zu

In den Jahren 2015 und 2021 erfolgte unter anderem die Erfassung der Vorkommen der gebietsfremden Arten Nutria und Bisam. Gegenüber der Erfassung von 2015 wurde eine deutliche Zunahme beim Nutria um das Dreifache verzeichnet! Vor allem die milden Winter in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die Populationen weiter angestiegen sind.

(Michendorf, 1. November 2023) Im Rahmen des Projektes „Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands“ werden bundesweit alle zwei Jahre die Vorkommen und Besatzdichten ausgewählter Wildtierarten abgefragt, um einen Überblick über die Verbreitung und die Entwicklung der Vorkommen zu erhalten. In den Jahren 2015 und 2021 erfolgte unter anderem die Erfassung der Vorkommen der gebietsfremden Arten Nutria und Bisam. Dank der Unterstützung durch die Unteren Jagdbehörden konnte in Brandenburg eine Beteiligung von über 2.800 Jagdbezirken und eine Abdeckung von über 70 % der Jagdfläche erreicht werden. Damit sind sehr gute Aussagen zum aktuellen Stand dieser beiden Neozoenarten möglich. Nutrias kommen aktuell in 39 % und Bisams in 27 % der beteiligten Jagdbezirke vor. Gegenüber der Erfassung von 2015 bedeutet das eine deutliche Zunahme beim Nutria um das Dreifache! Beim Bisam ist ebenfalls eine Zunahme der Vorkommen zu beobachten, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt wie beim Nutria. Vor allem die milden Winter in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die Wintermortalität bei beiden Arten gering war und die Populationen weiter angestiegen sind. Die semiaquatisch lebenden Tiere besiedeln vor allem die Bereiche von Flüssen wie Elbe, Havel und Spree sowie deren Nebenarme. Dabei sind Nutrias am häufigsten in der Prignitz zu finden (Anstieg von 26 % auf 73 % Vorkommensanteil). Die Arealerweiterung bewegt sich von Westen (Sachsen-Anhalt) nach Osten. In den westlichen und südlichen Landesteilen kommen Nutrias teilweise schon flächendeckend vor. Größere Verbreitungslücken sind aktuell noch im Barnim, in Märkisch-Oderland und in der Uckermark vorhanden mit Vorkommensanteilen von ≤ 10 %. Die Bisamratte kommt besonders häufig im Havelland vor (Anstieg von 28 auf 48 % Vorkommensanteil). Die Vorkommen verteilen sich relativ gleichmäßig im Land – aber insgesamt lückiger – und liegen zwischen 16 % (Uckermark) und 56 % (Brandenburg/Havel) Anteil beteiligter Jagdbezirke. Verbreitungslücken sind in gewässerärmeren Regionen zu finden.

Seit dem Jagdjahr 2019/20 unterliegen Bisam und Nutria in Brandenburg dem Jagdrecht. Ziel war es, die zehn hauptamtlich angestellten Bisamjäger (zuständig für Gewässer I. Ordnung) in der breiten Fläche zu unterstützen. Während Nutrias mittlerweile -teilweise mit Sonderregelungen- in allen Bundesländern jagdbar sind, nimmt Brandenburg beim Bisam eine Vorreiterrolle ein. Die Jagdstrecken sind allerdings bisher gering geblieben. Die Rücknahme aus dem Jagdrecht wird diskutiert.

Nutria und Bisam können lokal erhebliche Schäden durch Wühltätigkeiten an Flussufern und Deichen verursachen, so kann die Standsicherheit der Deiche und Gewässerböschungen und damit der Hochwasserschutz gefährdet werden. Fraßschäden an der Ufervegetation beeinflussen zudem das Ökosystem und führen zu verstärkter Fließgeschwindigkeit sowie zum Verlust von Brut- und Nahrungsräumen. Aufgrund der negativen ökologischen Auswirkungen gelten sie laut erster Unionsliste zur EU-Verordnung Nr. 1143/2014 auch als invasiv. Im Zuge der Verordnung sind Managementmaßnahmen zur Regulierung für die Länder verpflichtend. Aktuell ist ein Projekt beim Landesamt für Umwelt gestartet, in dem der Status der Neozoen und mögliche Maßnahmen für Brandenburg ermittelt werden sollen. Mit den im WILD erfassten Zahlen liefern wir eine wichtige Datengrundlage, es müssen die Vorkommen nicht erst neu in den Revieren ermittelt werden. Es wird deutlich, wie wichtig die Wildtiererfassung durch die Jägerschaft ist! Wenn wir selbst das Zepter in die Hand nehmen und uns in der Umweltbeobachtung einbringen, kommen nicht andere, es steigt die Akzeptanz und wir leisten langfristig einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Jagd.  Bitte unterstützen Sie das Projekt auch weiterhin, nur durch eine ausreichende Beteiligung sind belastbare Daten möglich! Mit Präsenz auf der ganzen Fläche ist die Jägerschaft prädestiniert für das Monitoring. Die Daten bilden eine wichtige Grundlage für die Verbands- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Jagdverbandes.

Wer Interesse an weiteren Informationen zum Projekt oder an Druckexemplaren des WILD-Berichtes 2021 hat, kann diese gern bei der Autorin anfragen. Darin enthalten sind neben den Ergebnissen der Erfassungen zu Nutria und Bisam auch bundesweite Daten zum Stand der Offenlandarten und des Schalenwildes.

 

Grit Greiser

Länderbetreuerin im WILD und Obfrau des LJVB für Naturschutz

grit.greiser@thuenen.de