Adler zur Terrorabwehr?
Die Brandenburger Politik diskutiert derzeit den Aufbau einer Adlerstaffel zur Drohnenabwehr zum Schutz öffentlicher Veranstaltungen vor Terror. Der Landesjagdverband Brandenburg e.V. (LJVB) dazu im Interview mit Oliver Peipe, Vorsitzender Deutscher Falkenorden, Landesverband Brandenburg & Sachsen Anhalt.
LJVB: Adler zur Drohnenabwehr – Wahlkampfgetöse oder reale Möglichkeit?
Oliver Peipe: Flugdrohnen von entsprechend ausgebildeten Adlern fangen zu lassen, ist prinzipiell möglich. Dass zeigen Versuche, beispielsweise in den Niederlanden. Dennoch sehe ich diese Diskussion eher als Wahlkampf-PR. Adler reagieren sehr sensibel auf ihre Umwelt. Deshalb ist die Zuverlässigkeit immer ein Problem. Gerade wenn es um Terrorabwehr und den Schutz von Menschenleben geht, sollte meiner Ansicht nach auf Technologien zurückgegriffen werden, die zuverlässiger sind.
LJVB: Was veranlasst einen Adler dazu, eine Flugdrohne zu fangen?
Oliver Peipe: Flugdrohnen gehören nicht zum natürlichen Beutespektrum von Adlern. Dennoch sind zwei Szenarien denkbar. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass der Adler im eigenen Revier die Drohne als Eindringling beziehungsweise Konkurrent betrachtet und sie deshalb angreift. Zum anderen kann man Greifvögel mit Futter darauf konditionieren, kleinere Flugobjekte zu fangen.
LJVB: Welche Vorteile bietet der Einsatz von Adlern zur Drohnenabwehr?
Oliver Peipe: Ich sehe keine Vorteile. Sympathisch ist lediglich die Vorstellung. Wahrscheinlich wurde deshalb auch so prominent darüber berichtet.
LJVB: Welche Nachteile sehen Sie?
Oliver Peipe: Der Einsatz von Greifvögeln ist immer wetterabhängig. Auch die Windverhältnisse spielen eine entscheidende Rolle. Außerdem muss man sich dessen bewusst sein, dass ein Adler nur begrenzt steuerbar ist, nicht vergleichbar mit einem Jagdhund, der freudig die erlegte Ente apportiert. Wo der Adler mit seiner Beute landet, hängt vom Wind ab und davon, wo er sich unbeobachtet mit seinem Fang befassen kann. Um diesen ruhigen Ort zu erreichen, würde er im Zweifelsfall auch mit einer sprengstoffbeladenen Drohne über eine Menschenmenge fliegen. Das wäre mit enormen Risiken verbunden. Außerdem kann ein Greifvogel nicht unterscheiden, ob es sich um eine „feindliche“ oder „freundliche“ Drohne handelt.
LJVB: Würden Sie Ihren Adlern auf Drohnen fliegen lassen?
Oliver Peipe: Nein. Mein Adler ist auf jagdbares Wild trainiert und wäre für solche Einsätze völlig ungeeignet. Vögel mit dieser Aufgabe werden von Beginn an von Wild ferngehalten.
Interview: Dr. Tino Erstling/ LJVB