Jagdstatistik: Schlussfolgerungen des MLUK teilweise nicht nachvollziehbar
Umweltministerium veröffentlicht Streckenzahlen aus dem vergangenen Jagdjahr (2021/22). Niedrige Jagdstrecken sind auf intensive und erfolgreiche Bejagung der vergangenen Jahre zurückzuführen. Sinkende Abschusszahlen bei Reh und Rothirsch setzen sich seit über 6 Jahren fort, sie sind Spiegelbild der rückläufigen Bestandsentwicklung.
(Michendorf, 04. November 2022) Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) hat am heutigen Tag die Jagdjahresstatistik für das vergangene Jagdjahr veröffentlicht. Mit 58.296 erlegten Wildschweinen wurde ein deutlicher Rückgang verzeichnet. „Die brandenburgische Jägerschaft hat ihre Verantwortung bereits vor Jahren landesweit wahrgenommen und die Schwarzwildbestände aufgrund der nahenden und auftretenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) heruntergefahren. Die erwartungsgemäß niedrige Strecke ist auch auf die Bemühungen der Jägerinnen und Jäger in den vergangenen Jahren zurückzuführen“, sagt Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg (LJVB). Brandenburg hat aktuell zudem über 500.000 Hektar ASP-Restriktionszonen, in denen der Schwarzwildbestand deutlich reduziert und in den Bereichen der Weißen-Zonen auf null gebracht wurde. Auch in den kommenden Jahren ist deshalb mit stagnierenden Abschusszahlen zu rechnen.
Die erzielte Rehwildstrecke im Landeswald von 3,3 Rehe pro 100 Hektar ist kein Maßstab für eine nachhaltige Bejagung des Schalenwildes. Bei den aktuell durchgeführten Drückjagden des Landesforstbetriebes kann zum Teil gar kein Wild mehr erlegt werden. Jüngstes Beispiel dafür ist eine Jagd in der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf (Revier Vietmannsdorf), bei der die Teilnehmer keine Beute machen konnten.
In einer aktuellen Pressemitteilung sucht das MLUK vergeblich nach Argumenten, um den zweiten unbrauchbaren Jagdgesetzentwurf irgendwie zu rechtfertigen. „Die Argumentation des MLUK ist peinlich und durchschaubar. Brandenburg benötigt kein neues Jagdgesetz. Eine erfolgreiche Bejagung ist bereits mit den jetzigen Möglichkeiten zielführend. Ein Beleg dafür sind die seit über 6 Jahren teilweise deutlich sinkenden Schalenwildstrecken – die Jägerschaft hat die Bestände reduziert und im Griff“, sagt Dr. Wellershoff.
Die aktuell niedrigen Abschusszahlen aus dem vergangenen Jagdjahr sind zudem nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde, sollte der von Ideologie geprägte Jagdgesetzentwurf von Minister Vogel (Bündnis 90/ Die Grünen) umgesetzt werden. Mit dem geplanten Verbot der Kirrjagd, würde insbesondere die Schwarzwildbejagung massiv erschwert. Aktuell werden über 50 Prozent des Schwarzwildes mit Hilfe von Kirrungen erlegt. Mit der vorgesehenen Zerschlagung des Reviersystems durch willkürliche Bildung von Eigenjagdbezirken sowie der eigenständigen Bejagung ab 3 Hektar Eigentumsfläche wären gegenseitige, unbeabsichtigte Störungen durch die Jäger vorprogrammiert. Deutliche Rückgänge bei den Jagdstrecken wären die Folge. „Die geplanten Änderungen würden die Bejagung massiv erschweren und behindern. Eine effektive Bewirtschaftung des Schalenwildes wäre in Brandenburg unmöglich. In der Folge wäre sogar ein deutlicher Anstieg der Bestände denkbar“, sagt Dr. Wellershoff.