
FNB gibt Ansätze für ein praktikables Wolfsmanagement
Um langfristig die Koexistenz von Wolf, Wild und Weidetieren zu ermöglichen und die Akzeptanz der Menschen im ländlichen Raum für den Artenschutz zu erhalten, müssen die Weichen für den Umgang mit dem Wolf neu gestellt werden. Das FNB fordert ein praktikables Wolfsmanagement.
(Potsdam, 30. April 2025) Dank intensiver Schutzbemühungen und der Fähigkeit des Wolfes, in Kulturlandschaften zu leben, wurde das Land Brandenburg in nur zwei Jahrzehnten vollständig durch den Wolf besiedelt. Auch in Europa hat sich der Wolfsbestand in dieser Zeit mehr als verdoppelt. Dabei wurden jahrzehntelang vom Wolf unbesiedelte Landstriche von ihm wieder erobert. Dieser große Erfolg des Artenschutzes hat jedoch seinen Preis. Die Aufwendungen für den Schutz von Weidetieren vor Wolfsübergriffen sind hoch und nur bedingt erfolgreich. Die damit entstandenen Probleme, insbesondere im ländlichen Raum, zwingen zur Änderung der Vorgehensweise. Auf Vorschlag der EU-Kommission wird derzeit der Schutzstatus des Wolfes in Europa herabgesetzt.
„Mit der deutlichen Kursänderung beim Wolf ermöglicht Brüssel ein pragmatischeres Vorgehen zum Schutz von Haus- und Weidetieren sowie der Menschen im ländlichen Raum. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten müssen auch in Brandenburg konsequent genutzt werden. Denn wo Wölfe dabei gefilmt werden, wie sie Hoftore überwinden, Hundehalter beim Spaziergang am Ortsrand Wolfskontakt auf Nahdistanz haben und von Wölfen getötete Weidetiere zum traurigen Alltag zählen, schwindet die Akzeptanz für den Artenschutz.“ so Henrik Wendorff, Präsident Landesbauernverband Brandenburg e.V.
Jens Schreinicke, Landwirt und Wolfsbeauftragter des Landes Brandenburg ergänzt: „In Brandenburg wurden in den letzten Jahren mehr als 10 Mio. Euro für die Förderung passiver Herdenschutzmaßnahmen ausgegeben, ohne dadurch einen sicheren Schutz der Weidetiere zu erreichen. So fanden im Jahr 2024 12 % der Wolfsangriffe auf Weidetiere in Koppeln statt, die mit den vom Landesumweltamt empfohlenen „sehr guten Herdenschutzmaßnahmen“ eigentlich wolfssicher sein sollten. Deshalb müssen diese Maßnahmen jetzt durch einen aktiven Herdenschutz ergänzt werden, bei dem Wölfe durch gezielte Bejagung wieder lernen, sich von Viehweiden und menschlichen Siedlungen fernzuhalten.“
„Die öffentliche Darstellung einer angeblichen weiterhin bestehenden Gefährdung des Wolfsbestandes, das kultivierte Wunschdenken, dass sich die Zielkonflikte irgendwann von allein auflösen und die juristischen Ränkespiele zur Behinderung des Wolfsmanagements müssen ein Ende haben. Brandenburg ist inzwischen flächendeckend mit Wölfen besiedelt, der nach EU-Recht geforderte „günstige Erhaltungszustand“ ist längst erreicht. Dennoch klagen Förster über einen zu hohen Wildverbiss im Wald, während Tierhalter jeden Morgen trotz aufwendig errichteter Zäune mit Angst nach ihren Tieren sehen. Der Wolfsbestand in Brandenburg muss deutlich reduziert und zügig an die Gegebenheiten in unserer Kulturlandschaft angepasst werden, so dass ein langfristiges Miteinander von Mensch und Wolf möglich ist.“ so Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident Landesjagdverband Brandenburg e.V.
Thomas Weber, Vorsitzender Waldbesitzerverband Brandenburg e.V.: „Jetzt gilt es, zu verhindern, dass der Artenschutz Opfer seines eigenen Erfolges wird. Vielmehr sollten die bestehenden Probleme sachlich und gemeinsam mit den Betroffenen gelöst werden. Das FNB stellt hierbei gerne seine Expertise den Vertretern aus Politik und Verwaltung zur Verfügung. Die sieben im Konsens mit allen FNB-Mitgliedsverbänden formulierten Forderungen zur Neuausrichtung des Wolfsmanagements in Brandenburg sollen hierbei den politischen Entscheidungsträgern eine Hilfe bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen sein.“
Quelle: Forum Natur Brandenburg e.V.
Fotos: Marcel Weichenhan