Verbändegespräch zum Wolf
Jäger, Landwirte und Schafzüchter lehnen illegale Abschüsse strikt ab und suchen den konstruktiven Dialog mit dem NABU zum Umgang mit dem Wolf. Die Verbände legen einen Fragenkatalog vor: Zielkonflikte dürfen kein Tabu sein und müssen offen diskutiert werden.
Berlin, 25. November 2016. Wie kann ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben von Mensch, Wolf und Nutztier in Deutschland funktionieren? Die Geschäftsführer des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) treffen sich am 5. Dezember 2016 mit dem NABU-Geschäftsführer, um darüber zu diskutieren. Bereits im Vorfeld haben die drei Verbände illegale Abschüsse strikt abgelehnt.
Die drei Nutzerverbände unterstrichen ihre Bereitschaft zum konstruktiven Dialog. Im ersten Schritt müsse der NABU jedoch bestehende und sich anbahnende Zielkonflikte anerkennen, sonst könne es keine praxisrelevanten Lösungen geben.
Zur Vorbereitung des Verbändegesprächs haben DBV, DJV und VDL einen gemeinsamen Fragenkatalog entwickelt, um auf Zielkonflikte aufmerksam zu machen. Großflächige, extensive Beweidung ist beispielsweise ein wichtiges Instrument, um seltene Biotope in Deutschland vor der Verbuschung zu schützen. Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, untermauerte dies auf der NABU-Wolfstagung im September 2015: „Naturschutz ist ohne Wanderschäferei nicht denkbar.“ Gleichzeitig ist jedoch eine wolfsichere Umzäunung der Naturschutzgebiete nahezu unmöglich. Das gilt ebenso für Deiche, die von Schafen beweidet werden und für eine Weidehaltung von Nutztieren generell.
Um beispielsweise im Landkreis Cuxhaven nach den jüngsten Übergriffen auf Rinder in einem 50-Kilometer-Radius Grünland wolfssicher zu machen, müssten 180.000 Hektar gezäunt werden. Das entspricht einem finanziellen Aufwand von etwa 268 Millionen Euro. Die drohende Verdrahtung der Landschaft schafft zudem Barrieren für viele Tierarten und verhindert den genetischen Austausch. Dies würde dem Bundesprogramm Wiedervernetzung komplett widersprechen, für das DJV, NABU und weitere Naturschutzverbände jahrelang gekämpft haben: Wissenschaftler haben im Vorfeld über 30.000 Konfliktstellen mit dem Straßennetz ermittelt, die entschärft werden müssen.
DBV, DJV und VDL weisen zudem darauf hin, dass „Vergrämung“ für verhaltensauffällige Wölfe zwar immer als Lösung genannt werde, eine praktische Umsetzung aber bisher nicht funktioniert habe. Sollte der Wolf durch bewusste oder zufällige Fütterung in die Nähe des Menschen gelockt werden, besteht das Risiko, dass Wölfe zu Kulturfolgern werden. Dies gelte es unbedingt zu vermeiden.
DJV