Brandenburg gilt als reich an großen Wildtieren
Großwild und Wölfe - wie gehen wir zukünftig mit den Arten um!
Neben annähernd flächendeckend vorhandenen Arten, wie beispielsweise dem Rotwild, dem Damwild und dem Schwarzwild, drängen zuletzt vermehrt auch Elche in geeignete Lebensräume zurück. Gleichzeitig vermehren sich seit einigen Jahren wieder Wölfe und führen zu teils erheblichen Konflikten mit der Landnutzung.
Im Kontext dieser Fragestellung wird von den Betroffenen intensiv erörtert, inwieweit ein notwendiges Management der verschiedenen Arten in einer interdisziplinären Gesamtschau für das Land Brandenburg gelingen kann und wie die immanenten Konflikte gehandhabt werden können. Als negativ erweist es sich dabei bislang, dass die einzelnen Arten isoliert, teilweise auch in völlig unterschiedlichen Rechtskreisen, behandelt werden. So befindet sich momentan naturschutzrechtlich der Managementplan für Wölfe in einer Überarbeitung. Gleichzeitig gibt es für sogenannte Problemtierarten, wie dem Kormoran und dem Biber, jeweils einzelne Verordnungen, die den Umgang mit diesen Arten teilweise verbessert haben, die bestehenden Probleme bislang aber auch nicht grundsätzlich lösen konnten.
Für die seit jeher in unseren Lebensräumen vorkommenden Arten des Schalenwildes, wie beispielsweise das Rotwild, das Rehwild und das Schwarzwild, existieren verschiedene Instrumentarien aus dem Rechtskreis der Jagdgesetzgebung. Teilweise finden selbst diese eine sehr unterschiedliche Anwendung, so wird das Rotwild beispielsweise nach einem jährlich festzulegenden, verbindlichen Abschussplan bejagt, während genau dieser Abschussplan für das Rehwild erst kürzlich abgeschafft wurde.
Als verbindende Klammer für die Behandlung der Schalenwildarten existieren überdies bereits seit vielen Jahrzehnten die Hegegemeinschaften. Diese Hegegemeinschaften sind als freiwillige Zusammenschlüsse eingerichtet worden, um die sektorale und kleinflächige Struktur des Deutschen Revierjagdsystems zu einer übergeordneten Betrachtung größerer Gebietseinheiten zusammenzufassen, was insbesondere für Wildtierarten mit einem flächenmäßig großen Lebensraumanspruch essenziell ist. Allerdings liegen die Potenziale der Hegegemeinschaften in Grundsatz- und Detailfragen zunehmend brach, bzw. werden im Land Brandenburg ungenügend ausgeschöpft.
Dieser Umstand ist umso unbefriedigender, als gerade die langfristig angestiegenen Rot- und Schwarzwildbestände, sowie die erneute Etablierung der Wolfspopulation oder auch dem verstärkt zu beobachten Elch, ein großflächiges und koordiniertes Management dringend erfordert. In diesem Zusammenhang könnten Hegegemeinschaften der wesentliche instrumentelle Ansatz sein, in dem großflächige Betrachtungen und revierübergreifende Zusammenarbeit gewährleistet werden und vor allem die dringend notwendige Verständigung zwischen den betroffenen Akteuren im ländlichen Raum herbeigeführt werden kann.
Im Ergebnis der Diskussionen und Erörterung im Rahmen der Veranstaltung „Wild und Wölfe, wie gehen wir zukünftig mit den Arten um“, sind die Jagdverbände Nauen und Rathenow der Auffassung, dass es im Kontext vorhandener und zurückkommender Arten einer intensiven Debatte über die zukünftige Nutzung des Instruments der Hegegemeinschaften bedarf. Dabei kann es keinen Zweifel geben, dass Hegegemeinschaften zukünftig nicht nur für wenige, ausgesuchte Schalenwildarten, sondern für alle zu managenden Arten innerhalb einer zusammenhängenden Gebietseinheit zuständig sein sollten. Sie sehen dabei die Politik in der Verantwortung, die fachlichen und fördernden Voraussetzungen für eine solche Herangehensweise zu schaffen und plädieren gleichzeitig dafür, dass die Hegegemeinschaften zukünftig stärker als Instrument der jagdlichen Selbstverwaltung im Rahmen eines umfassenden interdisziplinären Managementansatzes genutzt werden sollen.
Gleichzeitig sehen sie generell über alle Landnutzungen hinweg, wie auch innerhalb der Jägerschaften, den Bedarf für eine Debatte, die die Chancen der Hegegemeinschaften in den Fokus stellt und einem historisch gewachsenen Instrument wieder einen höheren Stellenwert innerhalb sich schnell verändernder Lebensräume des Wildes zuordnet.
Rathenow, am Freitag den 24.02.2017
Für die Vorstände der Jagdverbände Rathenow und Nauen
Stefan Meyer / Frank Wilke